Hochschule Emden/Leer

[ Das WWW-Museum: Einleitung - Programme - Webseiten ]

Prototyp Die ersten WWW-Programme

Die meisten hier dargestellten Programme funktionieren auch heute noch, sogar unter Win 95/98 oder Win NT. Bei Webseiten mit modernem Layout gibt es natürlich Probleme mit der Darstellung - die ersten Browser kannten weder Tabellen noch Hintergrundbilder, von Frames, Javascript und Style Sheets ganz zu schweigen.

Auch das gleichzeitige Laden von Text und Bildern war eine Besonderheit, weshalb die Browser heute langsam erschienen, da erst die komplette Webseite geladen wird, bevor etwas zu sehen ist.

1. Tim Berners-Lee's "WorldWideWeb"

Tim Berners-Lee
Das Programm wurde 1990 am CERN-Institut in der Schweiz als erster Webbrowser überhaupt (V 0.7) auf NeXT-Computern unter NeXTStep entwickelt und war gleichzeitig auch ein HTML Editor. Die erste Version konnte bereits Graphiken und Bilder darstellen, wenn auch nur in separaten Fenstern und ohne richtigen HTML-Code. Um die Namensverwirrung zwischen dem Web und dem Browser zu beenden, wurde der Browser später zu "Nexus" (von NeXT) umbenannt. Zwischenzeitlich wurden am CERN-Institut und anderen Forschungseinrichtungen noch weitere Browser-Prototypen entwickelt, beispielsweise der textorientiert "Line Mode Browser". Keines dieser Programme konnte sich jedoch durchsetzen.
Screenshot der Version 1.0 aus dem Jahre 1993:

Nexus
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Die letzte Version 1.0 alpha dieses Browsers erschien 1993, die geplante Version 2.0 ist nicht mehr erschienen.

Tim Berners-Lee ist jetzt der Direktor des W3C-Konsortiums.

2. NCSA Mosaic

1993 begann die Zusammenarbeit zwischen dem CERN-Institut in der Schweiz und dem "National Center for Supercomputing Application" (NCSA). Mark Andreessen stellte am 23. Februar 1993 im CERN-Institut die erste von ihm entwickelte alpha-Version des "Mosaic für X" (-Windows) vor. Zu dieser Zeit lag der WWW-Anteil am Datenverkehr im Internet bei knapp 0,1%, nach der Vorstellung von Mosaic stieg der Anteil innerhalb von nur 5 Monaten um das zehnfache. Im September 1993 wurden dann auch Versionen für PC und Mac herausgegeben. Mosaic war somit der erste überall verfügbare Browser. Mit Mosaic kamen auch die Bilder ins Web: Mark Andreessen implementierte den <img>-Tag in Mosaic, um Bilder direkt im Text darstellen zu können. Tim Berners-Lee wechselte zu dieser Zeit zum WWW-Konsortium...

Nach dem Weggang von Marc Andreessen zu Netscape 1994 wude Mosaic noch eine Weile am NCSA weiterentwickelt, im Januar 1997 wurde dann das Projekt eingestellt. Die letzte Version war V. 3.0.

Screenshot von Mosaic for Windows, V. 0.6:

Mosaic
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Download der original-Versionen (für Windows 3.x bzw. Win 95/NT):

Zum Aufbau einer Internet-Verbindung benötigt man unter Windows 3.1 noch "Winsock" (Windows Sockets), ein sogenannter TCP/IP stack. Die gebräuchlichste Version war Peter Tattam's "Trumpet Winsock", für Windows 3.11 for Workgroups gab es bereits die erste Microsoft Winsock-Version.

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3. Cello

Cello wurde Ende 1993 von Thomas R. Bruce und anderen Studenten des Legal Information Institute der Cornell Law School als erster Browser für Windows (3.1) entwickelt. Es begann sehr vielversprechend, Cello war einer der ersten Browser, die auch FTP, News und Gopher unterstützen. Es war jedoch nicht sehr stabil und wurde nur wenig weiterentwickelt. 1994 wurde die Entwicklung eingestellt, die letzte Version war 1.01a.

Screenshot von Cello, V. 0.9 (1993):

Cello
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4. Netscape Navigator

Im März 1994 verließen Mark Andreessen und einige Kollegen das NCSA und gründeten am 4. April 1994 mit Jim Clark (Gründer von Silicon Graphics) die "Mosaic Communication Corp.". Am 14 Oktober 1994 brachten sie ihren ersten Browser heraus, den "Mosaic Navigator" in der beta-Version.

Wegen Namensstreitigkeiten mit dem NCSA (bis zur Gerichtsverhandlung!) wurde Mosaic Communication einen Monat später umbenannt in Netscape Communications Corporation (MCOM), der Browser hieß jetzt Netscape Navigator. Die erste kommerzielle Version 1.0 wurde am 15. Dezember herausgegeben und lief unter Windows 3.1, Mac und sechs verschiedenen Unix-Varianten. Netscape war nicht nur Browser, sondern besaß erste Multimedia-Erweiterungen und Email/Newsgroup Funktionen sowie eine komfortable Bookmark-Verwaltung.

Relativ neu war die Praxis, die Software für den Privatanwender kostenlos zur Verfügung zu stellen. Lediglich wer einen Support wünschte (z.B. Firmenkunden), mußte diesen bezahlen.

In den folgenden Jahren wurde der Navigator der am meisten benutzte Browser überhaupt, vor der Herausgabe des Microsoft Internet Explorer lag der Marktanteil bei über 90%.

Allerdings gab es auch einigen Ärger: Netscape benutzte als erster Browser HTML-Erweiterungen, die nicht dem Standard entsprachen. Es gab sogar regelrechte Boykott-Aufrufe, die von der Verwendung des Navigators abrieten. Auf der anderen Seite aber trieben diese Erweiterungen die Entwicklung des HTML voran.

Der Netscape Navigator gehörte bis zu den Versionen 4.x zu den am häufigsten benutzten Browsern. Der wohl größte Fehler des Browsers war die schlechte Unterstützung von Cascading Style Sheets (CSS). Wer Javascript aus Sicherheitsgründen abschaltete, verhinderte auch gleichzeitig die korrekte Darstellung der CSS.

Die neue 6.0-Version mit verbesserter CSS-Unterstützung (Ende 2000, 5.0 wurde gleich übersprungen) konnte den Erwartungen jedoch nicht gerecht werden. Die nachfolgende Version 6.1 konnte einiges wieder gut machen, kurioserweise wurde jedoch kurz danach ein Update der 4.x-Version (4.78) herausgegeben.

Der Quellcode wurde freigegeben, das Mozilla-Projekt gibt eigene (Test-) Versionen des Browsers heraus, die neueren 7.x-Versionen sind wieder eine Ernst zu nehmende Alternative zum IE.

Screenshot Netscape 1.0N:

Netscape
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5. Microsoft Internet Explorer

Microsoft erkannte die Bedeutung des WWW erst relativ spät, arbeitete dann aber mit Hochdruck, um eine Konkurrenz zum Netscape Navigator aufzubauen. Daß dabei nicht immer mit ganz legalen Mitteln gearbeitet wurde, ist nach diversen Gerichtsverhandlungen mittlerweile Geschichte.

Die erste Version 1.0 des "Microsoft Internet Explorer" kam erst im August 1995 auf den Markt und lief ausschließlich unter Windows 95. Bereits 3 Monate später wurde die Version 2.0 herausgegeben, mit ersten Erweiterungen im Multimedia Bereich sowie mit neuen Sicherheits- Protokollen. Außerdem gab es eine Version für den Mac.

Einen Monat später brachte Netscape den Navigator 2.0 heraus, und von da an überboten sich Netscape und Microsoft mit neuen (kostenlosen!) Versionen. Mittlerweile ist Microsoft bei der Version 6.x angelangt und belegt (wie auch neue Netscape-Versionen) weit mehr als 10 Mb Speicherplatz.

Screenshot Microsoft Internet Explorer 1.0

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6. Opera

1994 wurde der "Opera Browser" von einer Telekommunikationsgesellschaft in Olso (Telenor) entwickelt. 1995 verließen zwei Mitarbeiter (Jon Stephenson von Tetzchner und Geir Ivarsøy) und gründeten "Opera Software ASA", um den Browser kommerziell weiterzuentwickeln. 1996 wurde Opera 2.1 zum ersten Male im Internet vorgestellt. Der kleine und schnelle Browser konnte sich bis heute am Markt halten, ohne jedoch einen größeren Marktanteil zu erreichen.

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7. Winweb, Air Mosaic, Arena, UdiWWW, Emissary und andere seltene Geschöpfe

Neben den bekannten Namen wie Mosaic oder Netscape gab es noch eine Reihe anderer Browser, die in einigen Fällen allerdings nicht über die beta-Version hinauskamen oder nach der ersten Vollversion eingestellt wurden:

  • Winweb von EINet Galaxy (1994-1995), Download, Screenshot.
  • Arena, der Test-Browser vom WWW-Consortium (Nachfolger: Amaya).
  • Air Mosaic war die erste kommerzielle Mosaic-Variante von Spry. Download (2646 kb)..
  • Emissary von The Wollongong Group, Inc., Browser und Editor, der allerdings den HTML-code veränderte (z.B. H1 ersetzt durch b). Download V. b5a, 2994 kb (1995).
  • UdiWWW HTML 3 Browser von Bernd Richter (Universität Ulm), als Ergebnis des UDINE Forschungsprojektes.
  • Von Apple gab es eine Internet suite (Browser, Email, FTP, News etc.) namens Cyberdog, die im May 1996 herausgegeben wurde.
  • Amadeus war der Windows-Client für ein anderes Hypertext-Projekt namens "Hyper-G" von der TU Graz

8. Lynx

Lynx wurde an der University of Kansas für Unix entwickelt. Im Unterschied zu den anderen Browsern ist Lynx ein rein textorientierter Browser, der keine Graphiken darstellt. Im Laufe der Zeit wurde auch eine MS-DOS-Version, "DOSLynx", entwickelt.

Lynx ist sehr schnell, durch die spartanische Bedienung und fehlende Graphik wurde es jedoch nicht sehr populär. Trotzdem ist Lynx es auch heute noch aktuell, da es die Möglichkeit bietet, auch über eine (textorientierte) Telnet-Verbindung zu surfen. In den meisten Linux-Systemen ist Lynx auch heute noch zu finden.

DOSLynx benötigt einen DOS Packet-Treiber, läuft also nicht unter Win 95/98/NT.

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9. Minuet (DOS) und andere DOS Browser

Minuet war ürsprunglich ein email/telnet/ftp-client für DOS, entwickelt an der University of Minnessota (Minnessota INternet User's Essential Tools). In den letzten Versionen wurde auch ein HTML-Browser integriert, der allerdings nicht ganz fehlerfrei lief. Minuet benötigt einen DOS Packet-Treiber, läuft also nicht unter Win 95/98/NT.

Wer einen modernen DOS-Browser sucht, sollte sich Arachne ansehen.
Download Arachne 1.50 b2 (benötigt DOS Packet-Treiber)

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